Ein Nachbar hatte über Künzelmann schlecht geredet und die Gerüchte waren über Umwege wieder bis zu Künzelmann gedrungen. Künzelmann stellte daraufhin den Nachbarn zur Rede.
„Ja, es stimmt“, gab der Nachbar zu, „aber ich werde es bestimmt nicht wieder tun“, versprach der Nachbar, „ich nehme alles zurück, was ich über Sie erzählt habe.“
Künzelmann sah den Nachbarn ernst an: „Ich habe keinen Grund, Ihnen nicht zu glauben, aber ich möchte, dass Sie das, was Sie getan haben, wieder gut machen.“
„Ich bin gerne zu allem bereit“, sagte der Nachbar zerknirscht.
Künzelmann ging in sein Haus und holte aus seinem Schlafzimmer ein großes Kopfkissen.
„Tragen Sie dieses Kissen bis zu Ihrem Haus, das hundert Schritte von meinem entfernt steht“, sagte Künzelmann. „Dann schneiden Sie ein Loch in das Kissen und kommen wieder zu mir zurück, indem Sie unterwegs immer einige Federn nach rechts und einige Federn nach links werfen.“
Der Nachbar tat, wie ihm geheißen. Als er wieder vor Künzelmann stand und ihm die leere Kissenhülle überreichte, sagte dieser zu ihm: „Gehen Sie jetzt wieder den Weg zu Ihrem Haus zurück und sammeln Sie alle Federn wieder ein.“
Der Nachbar stammelte verwirrt: „Ich kann doch unmöglich all die Federn wieder einsammeln! Ich streute sie wahllos aus, warf einige hierhin und einige dorthin. Inzwischen hat der Wind sie in alle Himmelsrichtungen getragen. Wie könnte ich sie alle wieder einfangen?“
Künzelmann nickte ernst: „Das wollte ich hören“ Genau so ist es mit der üblen Nachrede und den Verleumdungen. Einmal ausgestreut, laufen sie durch alle Winde, wir wissen nicht wohin. Man kann sie also nicht einfach wieder zurücknehmen.“
Ich wünsche uns allen, dass wir vorsichtig sind bei dem, was wir über Andere erzählen. Mir selbst ist es oft so gegangen, dass ich über irgendjemand etwas Schlechtes gehört habe und, ohne viel nachzudenken, das Gehörte weitererzählt habe.
Eines Tages entdeckte ich mithilfe lieber Menschen eine Möglichkeit, das zu verhindern.
Ich habe einfach aufgehört, Schlechtes, das ich über eine Person in einem Gespräch gehört hatte, weiterzuerzählen. Das tun ohnehin schon genug andere Menschen.
Ich habe mir stattdessen angewöhnt, all das Positive im Alltag wahrzunehmen, das Lächeln einer Verkäuferin, die Hilfsbereitschaft eines Nachbarn, die Freundlichkeit eines Beamten. Immer dann, wenn ich solche Gelegenheiten im Alltag erlebe – und das sind gar nicht so wenige – lobe ich diese Menschen für ihr Verhalten, schenke ihnen Anerkennung.
Alles Liebe
Maria Seyer